Film des Monats: Januar 2004

Wie in einem Gemälde steht Faat Kiné, eine vierzigjährige Geschäftsfrau im Dakar von heute, in einem safrangelben Kaftan und einem gleichfarbigen Turban auf dem Kopf in der hinteren Bildmitte. Im Vordergrund läuft eine lautstarke Auseinandersetzung ab. Zwei grauhaarige Patriarchen fordern, unter Berufung auf ihre Vaterschaft, Gehorsam ein. Die Kinder Faat Kinés, die zwanzigjährige Tochter Aby und der jüngere Sohn Djib, entzaubern jedoch die hohlen Ansprüche ihrer Erzeuger und jagen sie mit Schimpf und Schande davon. Die beiden Männer, ein Bauunternehmer und ein Lehrer, hatten vor Jahren die junge Frau schwanger und mit leeren Versprechungen im Stich gelassen.

Ganz auf sich allein gestellt, hat Faat Kiné ihre Kinder großgezogen und sich von einer kleinen Kassiererin an einer Tankstelle zur anerkannten Geschäftsführerin einer Werkstatt in der senegalesischen Hauptstadt hochgearbeitet. Unterstützung findet sie nur bei ihrer erblindeten Mutter, die sie bei der ersten Schwangerschaft vor dem Feuertod durch den brutalen Vater rettete, und im Kreis ihrer Freundinnen, die wie Faat Kiné als unabhängige Geschäftsfrauen tätig sind.

Selbstbewusst meistert Faat Kiné alle Versuche, sie wirtschaftlich oder persönlich auszunutzen. Aber dennoch droht ihr nach dem Wegzug der Kinder Einsamkeit. In einer komödiantischen Nebenhandlung schaffen es Aby und Djib, den verwitweten Vater eines Freundes mit ihrer jung gebliebenen Mutter zusammenzubringen. Im Schlussbild laden ihre Fußzehen in erotischer Zeichensprache den schüchternen Verehrer zur Zweisamkeit ein.

Der siebenundsiebzigjährige Schriftsteller und Filmregisseur Ousmane Sembène hat mit "Faat Kiné" eine Hommage an die Frauen Afrikas geschaffen: an ihre Solidarität, ihr Selbstbewusstsein und ihre Verlässlichkeit, die dem Kontinent eine Zukunft ermöglichen - trotz aller Widrigkeiten, die sowohl aus der Globalisierung des afrikanischen Alltags wie aus einheimischen Traditionen entspringen.