Film des Monats: Februar 2010
Der 17-jährige Kurde Bilal ist aus dem Irak geflohen und hat auf Irrwegen die nordfranzösische Küste bei Calais erreicht. Von hier will er weiter nach England, um seine Freundin Mina wiederzusehen, die kurz vor ihm das Land verlassen hat. Ein Versuch, versteckt in einem Lkw mit anderen Migranten nach England einzureisen, scheitert. Bilal sucht einen neuen Weg und beschließt, den Ärmelkanal schwimmend zu überwinden. Bei dem Schwimmlehrer Simon, der dem Schicksal der Flüchtlinge eher gleichgültig gegenübersteht, nimmt er Unterricht. Zwischen dem zunächst zynischen Simon, den seine in Flüchtlingsfragen engagierte Frau verlassen hat, und dem eigenwilligen Bilal entwickelt sich eine Art Vater-Sohn-Beziehung, die dem Schwimmlehrer Probleme mit der Fremdenpolizei einbringt. Eines Morgens ist Bilal aus Simons Wohnung verschwunden.
Regisseur Philippe Lioret lokalisiert die Geschichte dieser beiden Männer vor dem Hintergrund der rechtsstaatlich höchst problematischen französischen Einwanderungspolitik. Ein Paragraph aus dem Jahr 1945 macht die Unterstützung illegaler Einwanderer zu einem Straftatbestand und setzt jedwede Hilfeleistung mit der Tätigkeit von Schleppern gleich. Es drohen Haftstrafen bis zu fünf Jahren. Diese für sein Verständnis notwendigen Informationen setzt der Film eher voraus, als dass sie aus der Handlung ersichtlich würden.
Lioret kommt es nicht nur auf die politische, sondern vor allem auf die menschliche Dimension des Flüchtlingsdramas an. „Welcome“ zeigt, dass Solidarität nicht nur den Verfolgten hilft, sondern auch dem Leben des Helfers eine Wendung, gar einen neuen Sinn verleiht. Ohne plakativ zu sein, ist der bisweilen dokumentarisch angelegte Film ein Aufruf zur Hilfeleistung und zugleich eine Anklage gegen eine menschenverachtende Einwanderungspolitik – mit dem Erfolg, dass „Welcome“ in der Nationalversammlung vorgeführt wurde und eine Debatte über eine Gesetzesänderung in Gang setzte.
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