Film des Monats: März 2009
Das TV-Quiz „Wer wird Millionär?“ ist weltweit verbreitet und weckt den Traum vom großen Geld. So auch in der indischen Megacity Mumbai. Wie in einem modernen Märchen muss sich Jamal vorkommen, der zufällig als Mitspieler ausgewählt worden ist und nun vor der letzten, der 20 Millionen-Rupien Frage steht. Doch die Sendezeit ist vorbei, die Show wird am nächsten Tag fortgesetzt. Auf Jamal wartet die Polizei, die einen Betrug vermutet. Im Laufe des Verhörs wird deutlich, warum dieser Junge aus den Slums von Mumbai alle Fragen beantworten konnte. Denn sie sind mit entscheidenden Stationen seines bisherigen Lebens wie durch geheimnisvolle Fügung verknüpft. Jamal und sein Bruder Salim verlieren früh ihre Mutter bei religiösen Unruhen. Mit Geschick und Glück überleben sie. Während Salim nach Reichtum und Macht hungert, verliebt sich Jamal in das Waisenkind Latika. Doch er verliert sie, findet sie wieder, kann sie nicht aus den Händen eines Gangsters befreien und verliert sie erneut. Die Show bietet ihm die einzigartige Gelegenheit Geld, Ruhm und seine Liebe zu gewinnen.
Der Film ist Bollywood-Melodram, Dokument der Lebensverhältnisse von Abermillionen, Überlebensthriller und Medienspektakel. Mit rasanten Kamerafahrten, atemberaubenden Schnitten zwischen TV-Show und dramatischer Lebensgeschichte hält er das Publikum in Atem. Es gelingt ihm, die vibrierende Energie einer Megastadt wie Mumbai im Leben eines Slumkindes zu spiegeln, das kaum eine Chance hat, Not und Elend zu entkommen. Im Traum vom Aufstieg vom ‚Slumdog’ zum Millionär spiegeln sich die Wünsche von Millionen nach gesellschaftlicher Teilhabe und individuellem Glück. Die Überzeugungskraft des Films lebt davon, diese Wünsche als Quelle von Gerechtigkeit und Liebe ernst zu nehmen. Regisseur Danny Boyle nutzt eine populäre Form und eine mediale Megamaschine zu einer Wette mit der Wahrscheinlichkeit – und einen großen Wunschtraum, um darin von einer bitteren Wirklichkeit zu erzählen.
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