Film des Monats: September 2004
Das Heimatdorf des etwa 40jährigen Omrane im Süden Tunesiens ist durch seine Töpferarbeiten bekannt, aber leben können die Bewohner von diesem Gewerbe kaum noch. Ein Ausweg aus der Armut scheinen für Mädchen und junge Frauen Stellen als Dienstmädchen bei wohlhabenden Familien in Tunis, die Omrane vermittelt. Als Rebeh, eine seiner Obhut anvertraute junge Frau, spurlos verschwindet, stehen seine Ehre und seine wirtschaftliche Existenz auf dem Spiel. Dennoch überlässt man ihm die erst neunjährige Feddah. Zurück in Tunis und auf der Suche nach Rebeh lässt er das Kind immer öfter allein. Verzweifelt formt es aus mitgebrachtem Lehm Tonfiguren, die es sofort wieder zerstört. Nachdem Omrane Rebeh schließlich gefunden hat, erfährt er, dass sie schwanger ist. Sie braucht seine Hilfe und versucht, seine Zuneigung zu gewinnen. Für Feddah entsteht für kurze Zeit eine Art Ersatzfamilie. Für sie findet Omrane schließlich auch eine Stelle. Rebeh verlässt ihn, weil der psychisch gebrochene Mann zu einer Beziehung nicht fähig ist - aufgrund sexuellen Missbrauchs in seiner Jugend, wie der Film andeutet. Feddah, ständiger Schikanierung entflohen, irrt im Schlussbild allein durch eine nächtliche Geschäftsstraße.
In einer komplexen Montage, die unterschiedliche Schauplätze, Milieus und Beziehungsformen kaleidoskopisch verknüpft, entwirft der Film ein Bild der sozialen Gegensätze zwischen Stadt und Land, der kulturellen Veränderungen zwischen Tradition und Moderne und der existentiellen Bedrohungen für die betroffene Bevölkerung im heutigen Tunesien. Der nicht bewältigte Umbruch spiegelt sich vor allem in der bedrückenden Beziehung zwischen den Geschlechtern. Einfühlsam und dramaturgisch überzeugend werden Ausbeutung und Zerbrechlichkeit, aber auch die vitale Kraft der an den Rand gedrängten Dorfbewohner in einer Großstadt Nordafrikas gezeigt. Ob sie ein menschenwürdiges Leben finden werden, bleibt zuletzt offen.
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